Warum Hickory Golf heute noch gespielt wird (Faszination, Tradition, Lifestyle)
Mit Hickory-Schlägern Golf zu spielen ist ein Erlebnis für sich. Diese schönen, handgefertigten Schläger, die mindestens 85 Jahre alt sind, machen aus einem angenehmen Ausflug ein unvergessliches und besonderes Erlebnis.
Hickory-Golf ist die traditionelle Variante des klassischen Golfsports, die mit Schlägern aus dem Holz des Hickorybaums gespielt wird. Diese Nussbaumart aus Nordamerika liefert das harte und zugleich elastische Holz für die Schäfte der Golfschläger. Bis zur Legalisierung der Stahlschäfte durch den Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews im Jahre 1929 waren die Schäfte aller Schläger aus Hickory-Holz. Golflegenden wie Harry Vardon oder Bobby Jones spielten mit Hickories. John W. Fisher Jr. war 1936 der letzte Gewinner eines Major Championships (US Amateur) mit Hickoryschlägern. Das Spiel mit antiken Golfschlägern wird immer beliebter und heute erliegen immer mehr Golfer dem Charme der alten Schläger. „Noch ist die Zahl der Hickory-Golfer in Deutschland mit rd. 200 überschaubar,“ sagt Christoph Meister, Captain der German Hickory Golf Society e.V. „viele trauen sich nicht, mit 80 bis 100 Jahre alten Schlägern zu spielen. Anders als man glaubt, sind diese Hickories bis heute spielbar, und wenn man sie akkurat und kontrolliert spielt auch kaum schlechter als moderne Schläger.“ Die Hickorygolfer tragen dazu gern Kleidung im Stil der 1920er Jahre, dabei geht nicht nur um ein Lebensgefühl, sondern auch um den sportlicher Wettkampf.
Eisenköpfe, die von schottischen Handwerkern handgeschmiedet wurden; Holzköpfe, die von Clubmakern gleichermaßen liebevoll gefertigt wurden. Hickoryholz, das auf einem Schiff aus Amerika ankam und 2 Jahre lang gelagert wurde, um dann in Schottland zu Schäften verarbeitet zu werden. Die maßgeschneiderten Schäfte wurden dann von Fachleuten in die Schläger eingebaut. Fantastisch duftende Ledergriffe vervollständigten den Prozess. Ihre Schläger waren treue Begleiter, sie hatten Namen (z. B. Mashie, Niblick) statt Nummern und die Spieler lernten ihre individuellen Qualitäten zu lieben und zu schätzen. Diese Schläger wurden von Spezialisten, Profis und manchmal sogar von großen Champions hergestellt.
Hickorygolfer genießen es einfach, nicht allen drei Monate einer so genannten Revolution im Golf-Equipment zu folgen, so wie es uns die Hersteller verkaufen wollen. Durch die mehr als 90 Jahre alten Holzschläger und zusammen mit Kleidung im Stil der 20er Jahre wird eine einzigartige Atmosphäre geschaffen. Und doch ist die Faszination am Spiel mit den alten Schlägern nicht nur rein sentimental, da die Hickoryschläger auch routinierten Spielern, auch solchen, die vom modernen Golf vielleicht etwas gelangweilt sind, neue Herausforderungen und können sogar helfen, die Schwungtechnik zu verbessern.
Sehr gut hat es einmal der australische Profigolfer und mehrfache Hickorychampion Perry Somers zusammengefasst, der die Hickoryschläger eindeutig den modernen Schlägern vorzieht: „Es gibt lauter kleine Dinge, die einfach schön am Hickorygolf sind. Das Geräusch des Schlägers zum Beispiel. Dieses „Whoosh“, dass der Holzschaft macht, wenn man ihn durch die Luft schwingt, das macht ein Stahlschaft nicht. Der Klang des Balls auf dem Holzkopf ist völlig anders als auf dem Metallkopf. Und es spielt sich viel schneller und angenehmer mit dieser kleinen Ledertasche über der Schulter.“
Der Unterschied zwischen Hickory Golf und modernem Golf
Mit Hickory-Schlägern zu spielen ist befriedigender als mit modernen Schlägern, Sie erhalten mehr Rückmeldung, und es scheint, dass Sie automatisch einen langsameren, rhythmischen Schwung machen, Sie genießen die Herausforderung und freuen sich über jeden gelungenen Schlag. Die Entfernung wird weniger wichtig und jedes Par fühlt sich wie ein Birdie an.
Auch hier möchten wir den mehrfachen German Hickory Champion Perry Somers zitieren, der einmal sagte, dass das Interessante an den Schlägern der kleinere Sweetspot sei. „Die modernen Schläger verzeihen erheblich mehr als die alten Schläger“, erklärt Perry Somers. „Die sind so gebaut worden, um dem mittelmäßigen bis schlechten Golfer mehr Spaß zu vermitteln. Ein Hickoryschläger gibt viel mehr Feedback und man lernt schnell, besser zu schwingen." Hin und wieder gäbe er seinen Schülern einen Hickoryschläger, damit sie den Unterschied erkennen, Feedback bekämen und ihre Technik verbesserten. "Hickoryschläger sind zwar schwieriger, aber letztendlich schöner zu spielen.“
Auch entfällt die Qual zu Wahl, da ein Hickoryspieler nur sechs oder sieben Schläger in seiner Tasche hat. Dies, so sieht es nicht nur Herr Somers, sondern viele Hickorygolfer sei tatsächlich ein Vorteil des Hickorys. „Die Entscheidungen sind einfacher zu treffen. Man steht nicht mit Messgeräten da und überlegt eine halbe Stunde, nur um den Ball dann doch 20 Meter über das Fairway zu toppen. Man probiert es einfach", erläutert Somers weiter.
Mit sechs oder sieben Schlägern heißt es entweder der eine oder der andere, und so ist dann für den Hickorygolfer „…ein besonderer Reiz, den Ball mit einem Schlag an die Fahne zu bringen, der eigentlich nicht ideal gewesen wäre“, so Somers weiter.
Möchten auch Sie in der Zeit zurückgehen? Möchten Sie besser verstehen, wie sich das Golfspiel im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, und wir werden auch Ihnen im Rahmen eines unserer Hickory Workshops oder eines Hickoryturnieres der Bodensee Hickory Society ein besonderes und unvergessliches Golferlebnis bieten.
Geschichte und Entstehung des Spiels
Wie und wann der Golfsport entstand, ist Gegenstand spannender Erzählungen und diverser Mythen, wie z.B. dem Schäfermythos, welcher besagt, dass Golf erfunden wurde, als gelangweilte Schafhirten begannen mit Ihren Hirtenstäben Steine in Kaninchenlöcher zu schlagen. Weltweit haben sich Sporthistoriker wissenschaftlich mit diesem Thema auseinandergesetzt, wie Golf entstanden ist und dabei viele interessante Fakten zusammengetragen. Teilweise erscheint es auch heute noch unklar, wo das Spiel, das wir heute als Golf kennen, seinen Ursprung nahm. Indes legen Indizien legen nahe, dass verschiedene Länder und Weltregionen hierfür in Frage kommen könnten.
Es ist so, dass es bereits in der Antike in Ägypten und im römischen Reich sowie im frühmittelalterlichen China Spiele wie Chuiwan gegeben hat, die mit Stöcken und Bällen, so genannte „Stick and Ball Games“, ausgeführt wurden. Auch werden heute neben China häufig die Niederlande, Frankreich oder Belgien als mögliche Ursprünge genannt. Allesamt europäische Länder, in denen nachweislich in der Zeit zwischen 1200 und 1500 verschiedene golfähnliche Spiele existierten. Einige Historiker halten es für wahrscheinlich, dass das holländische „Chole“, bei dem mit gebogenen Stöcken versucht wurde, einen elliptischen Holzball über Straßen, Felder und Stadtmauern zu einem bestimmten Punkt zu spielen, von Seeleuten nach Schottland exportiert wurde und somit der Urvater des schottischen Golfs sein könnte.
Nicht nur auf den britischen Inseln gilt es als gesichert, dass Golf, so wie wir es heute kennen, aus Schottland stammt und das Spiel seit dem 15 Jahrhundert dort vor allem außerhalb der Städte und zunächst an der schottischen Ostküste Verbreitung fand. Nur in diesem schottischen Spiel waren von Anfang an Löcher im Boden ein integraler Bestandteil, während die in anderen europäischen Ländern früher entstandenen golfartigen Spiele ohne Löcher und meist mit einem Mal o.ä. als Ziel auskamen. Nur das schottische Golf hat sich dann in der ganzen Welt weiterverbreitet, während die anderen, dem Prinzip nach vergleichbaren Stick & Ball Games - zumindest die, in denen sich nicht zwei gegnerische Mannschaft im direkten Wettkampf um ein Ball oder Puck gegenüber stehen - allesamt von der Bildfläche verschwunden sind oder nur noch regional ausgeübt werden.
Ende des 17. Jahrhunderts nahm der Golfsport mehr und mehr Fahrt auf, und ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die schottischen Ostküste zum Dreh- und Angelpunkt bei der Professionalisierung des Golfsports. Die 1744 gegründeten Gentlemen Golfers of Leith aus Edinburgh (heute: The Honourable Company of Edinburgh Golfers) erschuf noch in ihrem Gründungsjahr das erste offizielle Golfregelwerk, von dem weite Teile das Grundgerüst des heutigen Regelwerks sind. Nur zehn Jahre später entstand in der kleinen Küstenstadt St. Andrews die St. Andrews Society of Golfers (heute: Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews).
Das 19. Jahrhundert war dann von einer zunehmend internationalen Verbreitung des Golfsports sowie vielen golfspezifischen Innovationen geprägt. Dies waren – um nur einige zu nennen – Im Jahr 1848 der Guttapercha-Ball, ein Vorläufer der späteren Kunststoffbälle, 1867 die Gründung des ersten Damengolfclubs und 1898 die Erfindung des Haskell Golfballs, der einen Gummikern, umhüllt von Schichten aus gewickelten Gummi und Wollfäden hatte.
In der Bodenseeregion tauchte das Golfspiel erstmals Ende der zwanziger Jahre auf und im Jahr 1931 wurde in Konstanz ein Neun-Loch-Golfplatz direkt am Ufer des Bodensees eröffnet. Der Platz befand sich unmittelbar südlich des Damms, der die Insel Mainau mit dem Festland verbindet. Kaum jemand, der heute sein Auto auf dem Besucherparkplatz der Insel Mainau abstellt, wird ahnen, dass es dort einmal einen Golfplatz gegeben hat.
Der heutige Golf-Club Konstanz wurde 1965 an anderer Stelle in Langenrain gegründet, interessanterweise wird hier immer noch jährlich der Bodenseepreis ausgespielt, den die Stadt Konstanz dem alten Golfclub 1937 gestiftet hatte. Auch der Ursprung der von Rainer Ersfeld maßgeblich initiierten Bodensee Hickory Society liegt in Konstanz.